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Ein Erfahrungsbericht - 
Artikel von www.hallorio.de

Ohne Zweifel Eifel – wer Perlen sucht, der findet sie

 

Mit der Familie eine Woche Urlaub in der Eifel. Klar, da spielt die Natur die Hauptrolle. Und die ist nicht nur reichlich vorhanden, sondern zugleich noch richtig hübsch. Aber die Eifel ist auch eine alte Kulturlandschaft mit viel Tradition. Die touristische Erschließung hat zwar in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht, ist im Vergleich zu etablierterten Urlaubsregionen noch lange nicht so professionell. Das merkt man nicht zuletzt, aber recht deutlich am Beispiel Gastronomie. Doch wer nach Perlen sucht, der wird sie auch finden.

 

Viel Himmel und Weite bietet die Eifel. Hier bei Hellenthal-Ramscheid.

Nicht weit weg, sondern Urlaub in der Nähe sollte es sein. Eine Woche Eifel wurde es, ca. 150 km von Frankfurt. Gebucht über die Eifel Touristik. Vorgabe: Eine Woche, halb Bauernhof, halb Wandern. Anfrage per Mail, nach zwei drei Mails steht das Programm. Schön unkompliziert. Es wurde daraus: Samstag bis Mittwoch auf dem Römerhof in Hellenthal. Mittwoch bis Samstag die ersten drei Etappen des Eifelsteigs von Kornelimünster über Roetgen bis Monschau, inklusive Übernachtung, Frühstück, Lunchpaket, Gepäcktransfer für 2 Erwachsene und 2 Kinder.

Kosten: Urlaub in Deutschland ist kein Schnäppchenurlaub, zumal, wenn man an Schulferien gebunden ist wie wir. Auch nicht abseits der großen Touristenströme. Vor allem das Wanderpaket mit dem Service Lunchpaket und Koffertransfer (1x) lässt man sich ordentlich bezahlen. Wir werden als drei Erwachsene berechnet, die pro Person und Übernachtung 65 Euro bezahlen. Wahrscheinlich wäre es uns etwas günstiger gekommen, wir hätten direkt bei den Unterkünften gebucht. Doch das hätte auch mehr zeitlichen Aufwand bedeutet. Das kostet auf dem Bauernhof die ganze Ferienwohnung pro Tag für alle – und die ist richtig groß: Zwei Etagen. Womit wir bei den Unterkünften wären.

Bei den Unterkünften hatten wir durchweg Glück

 

Der Römerhof ist für Kinder ein Paradies. Und jede Menge Tiere gibt’s.

Unten zwei Schlafzimmer, großes Bad und großer Flur, oben Wohnbereich mit Sofa,Essecke, Kochzeile, kleines WC, TV und Wlan. Die Ausstattung ist gut: Spülmaschine ist inklusive, ebenso Bettwäsche und Verbrauchsmittel wie Reinigertabs. Auch täglich ein Liter Milch und ein paar Eier –natürlich alles frisch vom Hof – sind drin. Die Wohnung ist geschmackvoll und modern eingerichtet. Auf Wunsch gibt es einen Brötchenservice. Drei Wohnungen gibt es. Ruhiger geht es übrigens kaum. Top: Die Kinder können sich auf dem Bauernhof frei bewegen, können bei allem mitmachen. Es gibt viele Tiere (Kühe, Pferde, Ziegen, Kaninchen, Enten, Gänse, Hühner, Hund Sam). Eine Einkaufsmöglichkeit im Ort selbst gibt es nicht. Also Lebensmittel mitbringen, oder nach Hellenthal (5km, Nahkauf, Netto) oder Schleiden (9 km, Rewe) fahren.

In Roetgen übernachteten wir auf dem Gut Marienbildchen einquartiert, in Monschau nächtigten wir im Hotel Royal. Das Gut Marienbildchen war insgesamt die bessere Unterkunft. Das Zimmer war geschmackvoll im Landhausstil eingerichtet, modern, geräumig, ebenso das Bad. Kleiner Nachteil: Das Hotel liegt an einer stark befahrenen Straße, das kann bei leichtem Schlaf störend sein. Wer jedoch, wie wir, die von Kornelimünster nach Roetgen wandert (14km), sollte aber müde genug sein.

Hotel Royal: Kleines (10 Zimmer), altes Hotel direkt in der Monschauer City. Das Familienzimmer war recht groß: Schlafzimmer mit Doppelbett, dazu Wohnzimmer mit Schlafcouch, Bad. Fahrstuhl fährt nur bis in den zweiten von drei Stöcken. Wer relativ viel Gepäck hat, bei Familien nicht ganz zu vermeiden, muss die Bagage die letzte Treppe dennoch hinaufwuchten. Hotel bietet nur Frühstück an.

 

Manche Anschnitte ziehen sich ein wenig. Da muss man die Kinder bei Laune halten.

Essen: Das ist einfach aber ausreichend: Brötchen, Käse, Wurst, Marmelade, Ei, Saft, Obst,Cerealien. Das Lunchpaket besteht aus einem Brötchen, das man sich zusätzlich schmieren darf, einem Obst und einer Flasche Wasser (0,5 l) – kurzum okay. Übrigens ebenso wie im Marienbildchen, wo es aber noch einen Müsliriegel dazu gab. Das Frühstück war dort ähnlich umfangreich, aber stilvoller serviert. Alles war bereits am Tisch, Eier wurden gebracht, Marmeladen offen, nicht im Plastiktöpfchen.

Vor dem Restaurantbesuch lohnt genaues Hinschauen

Ein Mittagessen nahmen wir im El Greco in Schleiden. Zwei Gyros-Pita für die Kinder, ein Vorspeisenteller und gegrillte Calamares. Wir warteten ungefähr eine Stunde. Auf den Tischen neben uns auf der Terrasse türmte sich benutztes Geschirr. Essensreste lockten etliche Wespen und Fliegen. Dabei war der Laden nicht überlaufen. Die Preise waren okay, das Essen auch. Dennoch würden wir uns das nicht wieder geben. Zumal nebenan ein weiterer Grieche war – in einem Ort wie Schleiden zwei nebeneinander – und dort schien der Service zu fluppen.

 

Der Eifelsteig beginnt gemächlich, es geht vorbei an Weiden und Koppeln.

Überhaupt empfiehlt es sich, beim gastronomischen Angebot sehr genau hinzuschauen, die Qualität schwankt sehr stark und ist bei weitem nicht so flächendeckend gut, wie man es aus den Ferienregionen in Bayern oder Baden-Württemberg kennt.

Einen ähnlichen Reinfall erlebten wir auch in Monschau. Weil es regnete, gingen wir in das „Alt Lüttich“ schräggegenüber, es sah von außen wie ein nettes Wirtshaus aus. Die Speisekarte war recht umfangreich – eigentlich muss man da schon hellhörig werden, zumal nicht viele Gäste für großen Durchsatz sorgen. Auf einer Extra-Karte pries man diverse „Seitling-Gerichte“ an. Wir entschieden uns für ein kleines Menü: Schnitzel mit Seitling-Rahmsoße, vorab eine Tomatensuppe und eine Kugel Eis hinterher. 17,90 Euro sollte das kosten.

Um es kurz zu machen: War es nicht wert. Das Schnitzel war TK-Ware in der Fritteuse erhitzt. Die Rahmsoße ein fader Pudding. Von den Seitlingen war in beiden Gerichten maximal ein halber Pilz verarbeitet worden. Es wäre schlau gewesen, wir hätten danach einen doppelten Kräuterschnaps hinterhergekippt. Originell war dort nur das Kindergericht: Ein halbes Schnitzel mit Pommes und Apfelmus.

Womit wir bei einem großen Manko Monschaus wären: der Gastronomie. 80 Prozent der Restaurants setzen auf Schnitzelkarten, gepaart mit anderen Fleischsorten (aber der selben Soßenauswahl) und meist noch ellenlangen Pizza- oder anderen Zusatzkarten. Das ist 60er-Jahre. Und es ist auf anspruchslose Tagesausflügler ausgerichtet, die entweder nichts bezahlen wollen (wobei diese Gerichte auch schnell 12, 14 oder 15 Euro kosten, oder nie mehr wiederkommen. Lieblos hingeklatscht, schnelles Abfüttern.

Gastronomie: gute Beispiele

 

Durch das Hochmoor führt der spektakulärste Abschnitt. Er markiert das letzte Drittel vor Zielort Roetgen.

Doch es geht auch anders. Zwei Beispiele. Das Hofgut Marienbildchen und das Rur-Café in Monschau. Beide setzen auf regionale Zutaten. Die Speisekarten sind wesentlich übersichtlicher, als Beilage gibt es nicht ausschließlich Fritten. Im Marienbildchen kommt das Fleisch vom eigenen Hof, das Bier aus dem Nachbarort, das Gemüse ist saisonal. Das Wiener Schnitzel (nicht Wiener Art) war ein Traum, das Rumpsteak mit Pfifferlingen zwar auch nicht englisch, wie eigentlich gewünscht, aber trotzdem toll.

Ebenso das Rur-Café. Zur Forelle aus der Eifel gab es Pfifferlinge und Kartoffeln. Einfach. Lecker! Den Kindern schmeckte das Hirschgoulasch mit hausgemachten Spätzle. Klar, es hätte auch die obligatorischen Kindergerichte (Schnitzel und Pommes, Bockwurst Pommes u.ä.) gegeben, aber man war auch gerne bereit, ein normales Erwachsenengericht auf zwei Portionen aufzuteilen. Am Ende fiel die Rechnung im Vergleich zum Alt Lüttich vielleicht 10 Euro teurer aus. Aber dafür hatten wir auch nicht das Gefühl, wie dort, minderwertigen Kram gefressen zu haben  -man muss es echt so deutlich sagen. Gut angelegtes Geld, also.

Wandern auf dem Eifelsteig: Etappe 1

Zu den Attraktionen: Der Eifelsteig. Leider sind wir nur die erste Etappe gelaufen. Aber die hat ganz sicher große Lust auf mehr gemacht. Der Aufgalopp des insgesamt gut 200 km langen Steigs ist recht abwechslungsreich. Nach dem hübschen Ort Kornelimünster geht es entlang von Weiden und Koppeln zur alten Vennbahntrasse, die nach wenigen Kilometern mit einem Viadukt den ersten optischen Glanzpunkt setzt. Eine erste Rast legten wir im Freizeitpark in Walheim ein. Leider war der Kiosk dort geschlossen. Aber nicht weit liegt ein Rewemarkt. Dort konnten wir die Vorräte auffrischen.

Anschließend das unspektakulärste und eintönigste Stück. Mehrere Kilometer führte der Weg hinauf durch ein Waldstück, teilweise schnurgerade. Hier die Kinder zum Weitergehen zu motivieren, war ein echtes Kunststück. Zumal mir die Zahl der Rastbänke hier, im Vergleich zu anderen Gegenden, eher niedrig vorkommt.

 

Monschau ist auf den ersten Blick durchaus spektakulär. Eine Mischung aus Elsass und Neapel.

Dafür folgt anschließend der wohl schönste Abschnitt mitten durch ein Hochmoor. In unserem Falle veredelt durch die späte Nachmittagssonne. Spektakulär ist danach der Blick auf die Dreilägerbachtalsperre. Insgesamt sind die 14 km auch mit Kindern gut zu bewältigen, wenn man sich Zeit nimmt. Statt der 4 Stunden wie im Reiseführer brauchten wir rund 6,5. Dafür gibt es auch Kurioses: Auf Höhe der Westwallreste begegnen wir zwei Männern, die sich mit Pfeil und Boden beschießen. Die Verletzungsgefahr ist zwar gering, weil die Pfeile an der Spitze weiche Säckchen haben. Es handelt sich um eine Art Fantasy-Rollenspiel, für das die beiden üben, wie sie uns gerne erklären. Auf Wunsch der Kinder dreschen die beiden bereitwillig mit Schaumstoffakt und -schwert aufeinander ein.

Die 2 Etappe nach Monschau (17 km) fiel buchstäblich ins Wasser. Aber wahrscheinlich wäre eine so lange Etappe für die Kinder gleich am darauffolgenden Tag ohnehin zu viel gewesen. Drum geht es mit dem Auto nach Monschau. Der erste Eindruck ist pittoresk: Fast geschlossene Fachwerkbebauung mit Schieferdächern, eng ins Tal gebaut, entsprechende Verkehrsführung. Man wähnt sich in einer Mischung von Elsass und Neapel. Dumm nur: es zieht sich zunehmend zu und es schüttet fast den ganzen Nachmittag. Wir hoffen auf besseres Wetter an den Folgetagen, denn schöne Fotomotive gibt der Ort her.

Attraktionen in Monschau

 

Der Handwerkermarkt am Ortsausgang ist keinen Abstecher wert. Außer man mag es prollig.

Was tun im Regen? Die Wirtin empfiehlt uns eine Kinderführung in der alten Senfmühle – von der man kurz zuvor in der Touristen-Information in der Hauptstraße komischerweise nichts wusste. Die Senfmühle ist das touristische Highlight der Stadt. Entsprechend hoch ist jedoch die Frequenz. Nach einer knappen halben Stunde ist scheinbar alles über die Herstellung von Senf gesagt, ohne einmal wirklich die Mühle live in Aktion gesehen zu haben. Das ganze Geschehen spielte sichin einem recht kleinen Raum ab. Das kindgerechte an der Führung war, dass die Gastgeberin hin und wieder ein Zwiegespräch mit einer Handpuppenmaus führte. Anschließend landet man im großen Verkaufsraum, wo es neben den 25 Senfspezialitäten auch Schnäpse, Weine, Liköre und sonstige mehr oder weniger regionale Lebensmittel kaufen kann.

Den angepeilten Besuch im Vennbad verschoben wir auf den Folgetag. Wegen Regens. Zudem ist dort donnerstags nach der Öffnung um 15 Uhr zunächst einmal eine Stunde Seniorenschwimmen. Am nächsten Tag waren wir dort und fanden es richtig nett – nochmals an dieser Stelle herzliche Grüße an Bademeister Preis, der den Spaß mitmachte und uns vieren den Freischwimmer abnahm!

 

Das Patrizierhaus Rotes Haus im Ortskern ist beeindruckend. Für die Veröffentlichung von Innenaufnahmen haben wir leider keine Genehmigung. Drum: Hinfahren und selbst gucken.

Beeindruckend ist auch das Rote Haus, eine altes Patrizierwohnhaus einer Industriellenfamilie aus dem 18. Und 19. Jahrhundert. Fotos dürfen wir hier leider keine zeigen, die Veröffentlichung ist untersagt. Das Interieur vermittelt einen bleibenden Eindruck vom Reichtum, den eine Tuchmacherfamilie in dem Eifelort damals schon anhäufen konnte. Das Herzstück ist die eindrucksvolle barocke Holztreppe – hier wird jeder Tischler vor Freude Rad schlagen. Etwas schade ist es aber, dass es nur einen dünnen Flyer mit Infos gibt. Großes Kino wäre sicher ein Audioguide oder zumindest eine profunde Führung, das würde den starken Eindruck sicherlich verstärken. Für einen potenten Eigentümer wie den Landschaftsverband Rheinland sollte das kein Problem sein.

Flops in Monschau

Finger weg eher von den anderen „Attraktionen“ Monschaus. Etwa der Handwerkermarkt. Dort gibt es nur einige Nippesstände und in der Mitte eine Art Gaststätte, die vermutlich an bayrische Biergärten erinnern soll. Auf der Speisekarte siehe oben, dazu Schlagermucke mit schlüpfrigen Texten in bester Ballermannmanier. Also nix wie raus.

Auch die Fahrt mit dem Stadtexpress ist ein eher zweifelhaftes Vergnügen. 15 Eure zahlt eine Familie für die etwa 40-minütige Fahrt, die zudem noch durch einige Stopps künstlich in die Länge gezogen wirkt. Dort, wo sich ein längerer Stopp lohnen würde, ist die Pause fünf Minuten lang. Zu kurz, um vom Turm den zuvor in der Bandansage gepriesenen Panoramablick zu genießen. Dafür gibt es in der Altstadt in gleich vier Sprachen einen recht plumpen Werbeblock für ein örtliches Juweliergeschäft.

Fazit:

 

Für einen Kurzaufenthalt ist Monschau geeignet und sind leider viele Gastronomiebetriebe auch nur ausgerichtet. Wer mehr will muss – immer noch – suchen.

Der Bauernhof war top, keine Frage, gerne wieder! Einfach so, wie es sein soll. Das, was wir vom Eifelsteig sahen, hat uns gut gefallen. Das macht Lust auf mehr (den Lieserpfad von Daun nach Wittlich über Monschau kannten wir schon).

Monschau bietet Licht und Schatten. Wer auf der Durchreise ist oder nur einen kleinen Abstecher macht, der kann dem durchaus vorhandenen Charme des Orts erliegen. Gute Restaurants findet man auch hier, man muss jedoch danach suchen. Auch andere Attraktionen sind zu finden, nur sind es nicht zwingend die, die am augenscheinlichsten sind. Für einen längeren Aufenthalt sollte man in seinen Überlegungen sicher, je nach Wetter, das Umland einbeziehen und sollte wohl auch nicht zu viele Tage einplanen. Oder eben häufiger den Standort wechseln. Denn Perlen bietet die Eifel genug, doch man muss sie leider teilweise noch wirklich selbst suchen.

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